Aufführung: „…eine Ente, die nicht quakt, …“

„…eine Ente, die nicht quakt, wird’s schwer haben im Leben!“

Die Geschichte, ursprünglich vom dänischen Märchendichter Hans-Christian Andersen 1843 ersonnen und geschrieben, ist seit 150 Jahren vielen bekannt und schnell erzählt: In einem Park – so die Parkwächter (Matteo Dills und Jan Felsch) bringt Mutter Ente (Paula Zoe Irle) ein paar reizende Entlein zur Welt – nur aus dem letzten Ei kriecht ein hässliches, graues Ding hervor (Ida Löhl als hässliches Entlein). Seine Geschwister (Celine Bittler, Helene Madeleine Fiebach und Elisa Marie Klein) stellen Fragen: «Mama, warum ist denn dieses Entlein so komisch?», und stecken das Brüderchen kurzerhand in den Abfallkübel. Niemand mag es. Und die Nachbarin (Louisa Bastian) meint: „Wie ´ne Ente sollte es aber doch schon ausschauen!“ Die drei Küken lernen schnell in der Schule. Aber das Vierte kann noch nicht einmal quaken! Und wie die Lehrerin, Frau Oberente (Louisa Schlemper), feststellt: „Ich fürchte, eine Ente, die nicht quakt, wird’s schwer haben im Leben!“ Dafür kann es besser schwimmen als alle anderen! Die Geschwister verspotten es, weil es dumm und hässlich ist. Selbst die eigene Mutter ist darüber unglücklich! Also beschließt das hässliche Entlein davonzulaufen. Es ist die Geschichte einer Flucht auf denen es vom Wind getrieben im Wechsel der Jahreszeiten verschiedenen Stationen durchläuft: Es trifft auf eine wilde Enten-Gang (Emma Kölsch und Elisa Klein), landet im Pool einer Villa, wird vom Hund beschnüffelt und für ungenießbar erklärt, eine Alte (Helene Ibach) mit ihren Haustieren Kater (Emma Kölsch) und Huhn (Igor Grishin) will an ihm verdienen, um sich einen Wunschring aus der TV-Werbung zu kaufen (Moderatorin: Liliana Dinaj) – sofern es lukrative Eier verspricht -, zwei Kinder (Carla von Wolffersdorff und David Voß) missbrauchen es zum Vater-Mutter-Kind-Spiel und am Ende drohen Vater  und Mutter (Amelie Heupel und Helena Groß), die „Weihnachtsgans“ zu braten. Aber noch nicht einmal dazu ist es gut genug! Das hässliche Entlein heißt „Nix!“ „Garnix!“, wie es dem Raben (Louisa Schlemper) erklärt. Und von sich selbst sagt es: „Ich bin so hässlich und blöd. Ein Häufchen Elend, das bin ich, sonst nix.“ Angst, Verzweiflung, ja sogar Suizidgedanken werden immer stärker. Die Wolke (Paula Heupel) beobachtet hilflos das ganze Geschehen von oben, regnet, weil sie ob des traurigen Schicksals weinen muss, und schneit das Entlein auch noch versehentlich zu!

Dass es gelang dieses traurige Thema auf äußerst vergnügliche Weise zu erleben, ist der urkomischen, witzigen aber auch poetischen Inszenierung der Theaterpädagogin Beate Gräbener zu verdanken. Ein Bühnenbild, das von den Parkwächtern szenisch umgestaltet wird, offene Requisitenschau (der Wind ist ein Föhn!), sparsame Kostüme, entlasten das traurige Geschehen auf vergnügliche Art und Weise! Wenn das Ganze so detailverliebt, skurril, saukomisch und zugleich poetisch umgesetzt ist wie bei dieser Inszenierung, dann macht dieses Lehrstück in Sachen menschlichen Herdenverhaltens nicht nur nachdenklich, sondern auch riesigen Spaß! Denn schließlich kommen am Ende ja wie in dem Andersen Märchen die Schwäne (Elisa Marie Klein, Helene Madeleine Fiebach und Celine Bittler) um dem hässlichen Entlein zu seiner wahren Identität zu verhelfen: ja, es ist wirklich ein Schwan!

Die unterhaltsame Inszenierung kam bei der Premiere ausgesprochen gut an. Es gefielen die vielen pfiffigen und humorvollen Regieeinfälle, die durchweg guten schauspielerischen Leistungen der 21 Schülerinnen und Schüler – vorneweg Ida Löhl als „hässliches Entlein“. Prasselnder Beifall. Prädikat: Sehens- und hörenswert. Und dazu sehr lehrreich. Man erfährt viel über die Schattenseiten von Gruppendynamik. Aber ganz auf die unterhaltsame Art.

Gefördert durch das landesweite Programm „Kultur und Schule“ des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport in NRW und dem Förderverein Betreuung an Wilnsdorfer Schulen e.V.

„Das hässliche Entlein“ von Fitzgerald Kusz im Gymnasium Wilnsdorf am 14. und 15. Mai 2022 um 18 Uhr, aufgeführt von Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 6.

Regie:                  Beate Gräbener

Regieassistenz: Patrick van Boven und Felix Ludewig

von Patrick van Boven und Felix Ludewig