Weimar- und Buchenwald-Fahrt der Q2 2023

Auch dieses Jahr fand 2023 die Gedenkstättenfahrt für die zwölfte Jahrgangsstufe des Gymnasium Wilnsdorf statt. In der vorletzten Schulwoche vom 21. bis 22. März ging es in eine kleine Stadt, die sich stolz Kulturstadt Europas nennen darf. Weimar ist ein Ort, der für Deutschland historisch und kulturell bedeutsam ist. Jeder assoziiert etwas mit dem Namen der Stadt und im März hatten wir die Gelegenheit, noch viel tiefer in die Geschichte Weimars einzutauchen.

Doch bevor es dazu kam, durften wir erst einmal den erfreulichen Teil der Reise antreten. Nach einer Busfahrt, auf welcher viel gelacht, gesungen und erzählt wurde, kamen wir endlich in Weimar an. Die erst unscheinbaren Vororte ließen nicht erahnen, welch eine wunderschöne Stadt hinter ihnen lag. Weimar überzeugt vor allem mit kunstvoller Architektur und filigranen Straßenkomplexen. Fast wie in einem anderen Jahrhundert war es möglich, der Kultur des Ortes ganz nah zu sein. Unsere Exkurse zu den verschiedenen Museen haben diesen Effekt nur verstärkt. Egal ob es nun das Weimar Haus, die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek oder die Wohnhäuser berühmter Poeten gewesen sind, die Kunstverbundenheit ist Gang und Gäbe in dieser Stadt. Auch die Parks können sich sehen lassen. Es ist für jeden etwas dabei, stimmt in diesem Fall zu 100 Prozent und sogar noch ein wenig mehr.

Eine Idylle, welche für immer bleibt? Leider nicht.

Nachdem wir uns in unserer Herberge eingelebt hatten und die Stadt bereits selbst etwas kennenlernen durften, ging es für uns auf eine Stadtführung, welche wir wohl so schnell nicht wieder vergessen werden. Als Vorbereitung auf den kommenden Tag lernten wir, wie Weimar in den1930er und 1940er als Zentrale des Machtmissbrauchs genutzt wurde. Unscheinbare Gebäude verbargen die scheußlichsten Geschichten. Alles, was Weimar einst so wunderschön machte, wurde annektiert, nur wegen der ruhigen Lage des Ortes. Was dort geschehen ist, war ungerecht gegenüber dem Kulturerbe Weimars und den Betroffenen der Verbrechen. Die Gräueltaten fingen nicht erst in dem mehrere Kilometer entfernten KZ Buchenwald an. Buchhaltung des Bösen, Spionage und Größenwahn prägten das Stadtbild. Eine Entwicklung, welche sich die ehemals bekanntesten Bewohner der Stadt, Poeten und Künstler, so wohl niemals hätten ausmalen können. Doch ganz pessimistisch beendeten wir die Stadtführung nicht. Denn, wenn das Weimar von heute eines tut, dann mit der harten Vergangenheit abrechnen. Überall finden sich Gedenktafeln, welche das Stadtbild zieren. Selbst ein Museum in Gedenken an die Opfer ist in Arbeit. Respekt wird hier großgeschrieben. Niemals vergessen, aber auch nicht unreflektiert stehenlassen. Das Motto Weimars.

Die Stadtführung hat uns auf den kommenden Tag vorbereitet. Trotzdem konnten wir uns noch nicht vorstellen, wie wir uns an der Gedenkstelle fühlen würden. Niemand konnte erahnen, was auf uns zukommen sollte.

Am Morgen des 22. März 2023 brachen wir schließlich zu der Gedenkstätte Buchenwald am Ettersberg bei Weimar auf. Schnell ließ sich mit Staunen, wie auch Schrecken, seitens der Stufe feststellen, dass – entgegen den Gräueltaten und Tragik der Historie – die Gedenkstätte von einem Schein ernüchternder Normalität umgeben war. In dieser ehrfürchtigen und gedrückten Stimmung wurden folgend im Zuge einer Führung durch einen Großteil des ehemaligen KZs, einer Besichtigung historischer Gebäude und Relikten, wie auch durch den Besuch des dort angesiedelten Museums unsere visuellen Eindrücke mit faktischem Wissen und bewegenden Einzelschicksalen untermauert. Der Komplex Buchenwald, welcher zwischen Juli 1937 und dem 11. April 1945 (der Befreiung durch die Alliierten) als Haftstätte zur Zwangsarbeit sowie zur Isolation von „Gemeinschaftsfremden“, wie Homosexuellen, Juden, politischen Gefangenen oder Vorbestraften, von der „deutschen Zivilgesellschaft“ diente, entwickelte sich zu einem Synonym nationalsozialistischer Verbrechen. Im Zuge dessen wurden in Buchenwald und in seinen über 130 Außenlagern fast 280.000  Menschen aus über 50 Nationen inhaftiert, über 56.000 von ihnen wurden von die SS oder Mithäftlinge durch Erschöpfung, Hunger, desaströse Hygienebedingungen, Folter oder  medizinische Experimente ermordet.

Schlussendlich endete die Exkursion mit der Besichtigung des „Denkmal(s) an ein Denkmal“, welches als Metallplatte für alle Häftlinge des KZ Buchenwald in den Boden des ehemaligen Appellplatzes eingelassen wurde, wobei dessen Mittelteil dauerhaft auf die menschliche Körpertemperatur erwärmt wird – eine Erinnerung an den Verlust des Lebens.

Die Stufe hat ihre Eindrücke zum Besuch der Gedenkstätte in kreativen Beiträgen festgehalten, die sich über den untenstehenden Link einsehen lassen. Sie machen deutlich, wie sinn- und gehaltvoll die Weimar-Fahrt als Ergänzung zum theoretischen Deutsch-, Geschichts- und Religionsunterricht ist.

Letztendlich haben wir alle eine berührende, erschütternde, prägende, aber auch lustige und gesellige Zeit miteinander verbracht. Das hing nicht zuletzt auch mit den Lehrkräften zusammen, die uns auf dieser Fahrt begleitet haben.

Vielen Dank an Frau Dieterich, Frau Niemann-Bender, Herr Grab und Herr Wirtz (der im letzten Moment eingesprungen ist) für diese gelungene Fahrt zum Abschluss unserer Schulzeit.

von Ayleen Müller, Jil Kacar und Lena Marie Speicher, stellvertretend für die Q2 (Jahrgang 2023)