Projektkurs Kunst

Neben einem naturwissenschaftlichen und sprachlichen Profil des Gymnasiums Wilnsdorf haben auch künstlerisch und gestalterisch orientierte Fächer aus dem Aufgabenfeld I, wie das Fach Kunst, eine besondere Bedeutung für Schüler und Schülerinnen unserer Schule. Als Fach in der Sekundarstufe II, das als 3. oder 4. Abiturfach gewählt werden kann, bietet es komplexe Möglichkeiten des Lernens in der Auseinandersetzung mit kulturellen Kompetenzen.

Traditionell wird das Fach Kunst in der Sekundarstufe II von vielen Schülern und Schülerinnen am Gymnasium Wilnsdorf gewählt.

Da nach der Änderungsverordnung der APO-GOSt 2009 die Wahl von Fächern in bestimmten Bereichen neu geregelt wurde, z.B. bei Wahlmöglichkeiten des Faches Kunst, in Anlehnung an die Wahl des Faches Mathematik als Leistungskurs, bietet die Einrichtung von Projektkursen eine interessante Möglichkeit für Schüler, individuelle Schwerpunkte in ihrer Fächerwahl zu setzen und damit eine Förderung besonderer Interessenbereiche in der schulischen Laufbahn zu ermöglichen.

Die Einrichtung eines Projektkurses im Fach Kunst eignet sich besonders, da die Rahmenbedingun­gen für den Projektkurs in vielerlei Hinsicht den Eigenschaften des Faches entsprechen. So sind selbstständiges und prozessorientiertes Arbeiten dem Fach Kunst und der Kunst als Wissenschaft eigen. Auch ist das Arbeiten im Fach unauflösbar mit der Erstellung von Produkten im weitesten Sinne und deren Präsentation im kleinen oder großen Rahmen verbunden. Die Flexibilität und Offenheit, die ein Projektkurs bietet, geben den Schülern die Möglichkeit, im Rahmen des Themas ihren individuellen Ideen nachzugehen und in einen wirklich kreativen Prozess einzutreten.

Verlauf eines Projektkurses Kunst skizziert an zwei thematischen Vorschlägen

Der Schwerpunkt des Projektkurses Kunst soll in der Praxis liegen, mit einer engen Anbindung an künstlerische Strategien, kunstwissenschaftliche Methoden und kunstgeschichtliche Hintergründe.

Folgende Projektideen können als Themen im Zentrum eines Projektes stehen:

  • eine Technik (z. B. Drucken, Fotografieren, Filmen, Malen, Gestalten von Räumen)
  • eine Strategie (z. B. Sammeln, Kombinieren, Dokumentieren) als ästhetisches Konzept
  • ein besonderer inhaltlicher Schwerpunkt (z.B. Vorbilder-Nachbilder, Design, Umweltgestaltung, Architektur)
  • Kunst im öffentlichen Raum (Ausstellungskonzepte von Bildern, Projekte Schule-Museum)

Der Verlauf des Projektkurses ist – unabhängig vom Thema – in drei Phasen unterteilt:

Phase I (3 Monate):
Methodische Vorarbeit:
künstlerische Strategien zum Thema kennen lernen, kunstgeschichtliche Beispiele und Hintergründe erarbeiten, kunstwissenschaftliche Methoden an­wenden, Ideenfindung.

Phase II (5 Monate):
Eigene Produktion:
Auseinandersetzung mit dem gewählten Thema begleitet von Einzelgesprächen, Gruppengesprächen, Korrek­turen und einer Portfoliomappe (Skizzen, Entwürfen, Überlegungen), die jeder Schüler anlegt. Begleitende Untersuchung von Kunstwerken und Auseinandersetzung mit künstlerischen Strategien als Anregung für eigene Arbeiten

Phase III (2 Monate):
Ausstellungskonzeption
in möglicher Zusammenarbeit mit Institutionen (Museum für Gegenwartskunst, Sparkasse, Schule, andere Partner im öffentlichen Raum

Aufgrund der Besonderheit der Arbeitsorganisation ist es sinnvoll, dass die 2 Unterrichtsstunden des Projektkurses als Doppelstunde statt­finden. In einer bestimmten Arbeitsphase könnte der Unterricht auch als langer Block alle 2 Wochen stattfinden.

 Bewertungskriterien in den jeweiligen Phasen sind:

zu I: Beiträge im Unterrichtsgespräch, Kurzvorträge, Ergebnisse der gestalterischen Übungen, analytische Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Arbeitsergebnissen

zu II: Portfoliomappe, Zwischenpräsentationen, Einzelberatung

zu III: Endprodukt, Inszenierung in der gemeinsamen Präsentation

Projektkurs zum Thema Druckgrafik

Illustration eines selbst gewählten literarischen Werks mit den Mitteln des Drucks

Der Druck benötigt als Verfahren relativ viel Zeit und wird von daher in größeren Schülergruppen selten angewendet. Den Schülern ist meist ausschließlich die Arbeit mit der Linoldruckplatte bekannt.

  • In einem Projektkurs zum Thema Drucken würde man in der ersten Phase verschiedene Druck­techniken und das grafische Arbeiten ganz allgemein kennen lernen und erproben. In unserer Schule sind bisher folgende Verfahren möglich: im Bereich Hochdruck wären das der Holzschnitt und der Linolschnitt, im Bereich Tiefdruck die Kaltnadelradierung und das Aussprengverfahren. Schon hier können die besonderen gestalterischen Möglichkeiten, aber auch die Grenzen des Druckens erfahren werden.  Atelierbesuche bei Künstlern im näheren und weiteren Umfeld und an der Universität sind möglich. Sie können eine wertvolle Erweiterung des üblichen Erfahrungsfeldes für Schüler und Schülerinnen darstellen und sind im Rahmen einer Öffnung von Schule wünschenswert. 

    Darüber hinaus werden die kunstgeschichtlichen Epochen unter dem Blickwinkel der Bedeutung der Druckgrafik in der jeweiligen Zeit betrachtet. Entstehung und Wandel des Mediums und der Technik bis hin zu experimentellen Ansätzen sollen Thema des Unterrichts sein.

    Künstlerische Strategien im Bereich Illustration sind der nächste Schritt. Es werden Künstler vor­gestellt, die sich mit dem Text-Bild Bezug beschäftigt haben und grundlegende Aspekte der Komposition wiederholt. Zum Ende dieser Phase sollte ein Werk ausgewählt werden, das zum Thema einer Illustration werden soll.

  • In der zweiten Phase beginnen die Schüler mit ihrer Arbeit. Dabei kann das Ziel eine Reihe von Drucken oder auch eine größere Arbeit mit vielen Druckphasen sein. Drucke können in einem kleinen Buch zusammengestellt werden. Ferner können auch Druckerzeugnisse wie Karten. Kalender etc. entwickelt werden. 

    Diese Phase wird von Einzelgesprächen, Gruppenreflexionen und einer Portfoliomappe, die jeder Schüler führt, begleitet.

  • Die dritte Phase dient der Fertigstellung der Arbeiten und der konkreten Planung der zuvor mit dem Lernpartner und Institutionen vereinbarten Ausstellung, das heißt: die Begehung des Ausstellungsortes, die Verständigung über die Form der Präsentation, Werbung, Planung einer Vernissage, die Präsentation von Arbeiten, auch der Vertrieb von Produkten (Kalender, Karten, Illustrationen mit Bild und Texten).

Projektkurs zum Thema Vorbilder-Nachbilder – medial inszeniert

Im Dialog mit einem selbst gewählten Kunstwerk wird zu diesem „Vorbild“ ein „Nachbild“ erstellt. (nach: Fortbildung Projektkurse im Kunstunterricht der Bezirksregierung Köln)

Das Projektthema „Vorbilder und Nachbilder-medial inszeniert“ beinhaltet eine reflexive, rezeptive und produktive Auseinandersetzung mit Bildern. Hier bieten sich Kooperationen mit einer Kunstinstitution, wie dem Museum für Gegenwartskunst in Siegen, dem Kunstverein Siegen oder auch anderen Einrichtungen an.

  • In der ersten Phase werden vor den Originalen aktive und gestalterische Auseinandersetzungen mit den Werken ermöglicht, die dann in neue Kontexte übertragen werden. Die Schüler erproben unterschiedliche Methoden der Nachbildfindung, bis sie sich am Ende der ersten Phase für ein Kunstwerk entscheiden und ihre persönliche Vorgehensweise festlegen. Die Schüler arbeiten neben der Zeichnung hauptsächlich mit den Medien Fotografie und Film. Möglich wäre auch eine Kombination mit räumlichen und plastischen Inszenierungen. 

    Zur Vorbereitung werden kunstgeschichtliche Beispiele für „Vor- und Nachbilder“ besprochen und analysiert. Nachbilder findet man in jeder Kunstepoche, meist stehen sie im engen Zusammenhang mit zeitgeschichtlichen Entwicklungen. Die Beschäftigung mit Kunstzitaten bietet eine Auseinander­setzung mit zeitgeschichtlichen und bildnerischen Traditionen und ein Kennenlernen von Methoden kritischer Aktualisierung von Vorbildern.

  •  Phase zwei und drei sind vergleichbar mit dem Verlauf des Projektkurses zum Thema Drucken.