Gedächtnispsychologe Professor Dr. Hans J. Markowitsch zu Gast am Gymnasium Wilnsdorf

Eine Abiturvorbereitung der besonderen Art erlebten etwa 350 Schülerinnen und Schüler in der vollbesetzten Aula des Gymnasiums.

Die „Gedächtnismodelle nach Markowitsch“ werden die Schülerinnen und Schüler der Biologiekurse in der Abiturvorbereitung 2018 und in den nächsten Jahren beschäftigen. Wer kann sie besser erklären als der „Erfinder“ selbst? Dieser Idee   folgend hat Dirk Willmann, Biologielehrer des Gymnasiums, kurzentschlossen Prof. Markowitsch zu einem Vortrag mit dem Titel „Vom Gedächtnismodell über die neuronale Plastizität zu Morbus Alzheimer“ eingeladen.

Durch seinen gut zweistündigen Vortrag kamen die anwesenden Gäste dem Phänomen des menschlichen Gedächtnisses und den damit verbundenen Lernleistungen deutlich weiter auf die Spur. Durch viele anschauliche Beispiele aus seiner praktischen Tätigkeit und äußerst interessante Versuchsergebnisse gelang es dem Redner, die volle Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler zu erlangen. Auch die aus der Praxis gezeigten Aufnahmen neuer bildgebender Verfahren wie z. B. fMRT-Bilder (funktionelle Magnetresonanztomographie) versetzten die Anwesenden ein ums andere Mal ins Staunen. So war es für die Zuschauer   besonders eindrucksvoll zu sehen, dass ein mittlerweile 14-jähriges Mädchen trotz der kompletten Entfernung  seiner  zerstörten rechten Hirnhemisphäre sehr gut in der Lage ist, sein Leben zu meistern, da die linke Hirnhemisphäre große Aufgabenbereiche übernommen hat. Es war auch äußerst interessant zu erkennen, wie sich nicht nur einzelne Neuronen, sondern auch ganze Gehirnareale während des Lernens strukturell verändern können.

Im letzten Abschnitt seines Vortrages machte Markowitsch an dem Beispiel eines seiner damaligen Alzheimerpatienten deutlich, wie das autobiographische Gedächtnis mit unserer Gefühlswelt vernetzt ist und uns erlaubt, mentale „Zeitreisen“ zu machen, sein Ausfall sich dann aber eben besonders gravierend bemerkbar macht.  So konnte der Betroffene ohne Probleme Auto fahren  (unbewusstes Gedächtnis für mechanische Fähigkeiten intakt), aber er hatte keine Erinnerung an sein früheres Leben (Verlust des autobiographischen Gedächtnisses).

Auch dass das „nondeklarative Priming“ die Wahrscheinlichkeit des Wiedererkennens erhöht und dies von der Werbung bei dem Prinzip zweier mit Pause aufeinanderfolgender Werbeblöcke ausgenutzt wird, konnte er äußerst anschaulich darstellen. Der erste Werbeblock zieht unbewusst am Zuhörer vorbei, hinterlässt aber bereits im Priming-System Spuren. Erst die Werbewiederholung sorgt anschließend für die bewusste Produkterinnerung.

Der Vortrag endete mit vielen interessierten Nachfragen, auf die Prof. Markowitsch natürlich keine Antwort schuldig blieb. So war dies ein sehr informativer Vormittag für alle Anwesenden, der den jetzigen und künftigen Abiturientinnen und Abiturienten direkt zu Gute kommt.

von Dirk Willmann